Altersstarrsinn belastet Angehörige und Betroffene gleichsam
„Du bist so stur!“ Diesen Satz haben Sie sicher schon einmal gehört oder er ist Ihnen selbst über die Lippen gekommen. In meiner Praxis höre ich diese Aussage sehr oft im Zusammenhang mit Konfliktsituationen. Doch was bedeutet Sturheit eigentlich? Sie ist notwendig, um seine eigene Individualität zu entwickeln und sich seiner Wünsche und Bedürfnisse bewusst zu werden. Sturheit ist eine Strategie, um das Gefühl der Kontrolle zu erhalten oder aufzubauen. Sie ist zum Teil für eine gesunde psychische Entwicklung notwendig.
Eigensinnig und starr
Was steckt also hinter Sturheit, dass wir sie als negativ wahrnehmen? Sie ist eine Charaktereigenschaft und Verhaltensweise, durch die Menschen nicht von ihren Meinungen, Plänen oder Standpunkten abweichen können. Sie sind völlig unnachgiebig und uneinsichtig. Sturköpfe beharren auf dem eigenen Blickwinkel, selbst wenn zahlreiche Argumente für das Gegenteil sprechen. Für die eigene Meinung einzustehen ist wichtig, aber ebenso wichtig sind Kompromissbereitschaft, Kooperation und Zusammenarbeit.
Eine besondere Herausforderung ist der Umgang mit der sogenannten „Alterssturheit“ im Generationenkontext. Mit zunehmendem Alter steigt bei deinem Großteil der Menschen die Sturheit, wenn es etwa darum geht, sie an die Hand zu nehmen. Warum werden viele Menschen im Alter grantig und lassen sich nicht helfen? Diese Frage stellen sich vor allem Angehörige, deren Eltern Hilfe benötigen, diesen Zustand aber nicht wahrhaben wollen. Statt Freude und Dankbarkeit, dass sie umsorgt werden, flammen oft sogar Aggressionen und Streit auf. Alterssturheit ist nicht nur für die Angehörigen belastend, sondern auch für die Betroffenen.
In einer solchen Situation kann es helfen, die Perspektive zu wechseln, um die Hintergründe der Sturheit zu verstehen. Viele SeniorInnen leiden unter altersbedingten Herausforderungen und fühlen sich in ihrer Würde verletzt, wenn alltägliche Handlungen ohne Hilfe nicht mehr möglich sind.
Sensibel und verständnisvoll
Wie kann ich also die Betroffenen unterstützen? Einfühlsamkeit und Geduld sind das A und O. Erzwingen Sie nichts und üben Sie keinen Druck aus! Ein positives Gespräch, bei dem Sie Verständnis zeigen und plausible Alternativen vorschlagen, kann Wunder bewirken. Die angeeigneten starren Verhaltensmuster lassen sich nicht von heute auf morgen ablegen. Selbst kleine Schritte sind bereits ein großer Erfolg. Im Alter werden negative Charakterzüge verstärkt, heißt es. Oft hilft es, sich selbst aus heiklen Debatten zurückzuziehen und unbeteiligten Dritten das Feld zu überlassen. Gerne unterstützen Sie zu diesem Thema Ihre psychosozialen BeraterInnen in Oberösterreich.
Foto: Antje Wolm
Maria Reischauer, Mediation, Psychologische Beratung, Coaching, Supervision. Wels, 07242/900111